"In the absence of intimidation, creativity will flourish"
G.Ginn

Mittwoch, 16. September 2015

Nachts scheint die Sonne

Ich habe den KFC ja immer gemocht, auch wenn es die Band niemand leicht gemacht, sie zu mögen. Peter Hein von den Fehlfarben berichtet in "Verschwende deine Jugend": "Die Schlägereien gingen erst mit dem KFC los." Der Bandname Kriminalitätsförderungsclub war wohl auch Programm. Erst prügelte man mit anderen Bands, dann mit dem Publikum und dann innerhalb der Band. Trotzdem haben sie ein paar sehr schöne Lieder gemacht, nicht zuletzt "Wie lange noch?", ein Klassiker der Tristesse, die ganze erste LP "Letzte Hoffnung" (zu deren Inhalten und Ästhetik man einiges schreiben müsste und schreiben könnte, was wirklich nicht angenehm wäre) setzt einen Ton zwischen Aggression, Verzweiflung und Dummhuberei, der seitdem nicht mehr erreicht wurde. Die zweite LP war dann wirklich seltsam, ein Teil der Band hatte zur NDW-Combo "Nichts" gewechselt. Der Rest entwickelte irgendwie künstlerischen Ehrgeiz, die LP wurde produziert von Conny Plank, das war nichts Halbes und nichts Ganzes mehr. Ein paar schöne Stücke sind aber auch noch drauf, insbesondere "Nachts scheint die Sonne". Die frühere Aggression hört man höchstens noch an dem Schlagzeuggeklöppel, der Text entwirft eine graue,  künstliche Welt. Ich habe mir später immer gedacht, dass der Text eigentlich erst so richtig in unserer Welt voller Unterhaltungselektronik passt, in der in der Tat in der Nacht die Sonne scheint. "Wo willst du denn hin, um zuhause zu sein?" Gute Frage, eigentlich.


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